Wissenswertes
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Lärmschwerhörigkeit ist vor allem im Metall- und Baubereich eine der häufigsten Berufskrankheiten. Unser Gehör ist ein hochempfindliches Sinnesorgan, das nur eine gewisse Lärmdosis verträgt. Oftmals entstehen Gehörschäden unbemerkt und schleichend über lange Zeiträume hinweg und werden erst viel zu spät bemerkt. Die Folgen sind irreversibel. Eine einmal verloren gegangene Hörleistung kann nicht wieder zurück gewonnen werden. Oft begleitet die Erkrankung den Betroffenen ein Leben lang ohne eine Aussicht auf Verbesserung. Wir zeigen Ihnen in diesem Beitrag, wie Sie sich und Ihre Mitarbeiter davor schützen können und den richtigen Gehörschutz auswählen.

Wann ist ein Gehörschutz erforderlich bzw. Pflicht?

Gehörschutzstöpsel Spender
In Spendern können Einweg-Gehörschutzstöpsel einfach und hygienisch zur Verfügung gestellt werden.

Gemäß der EU-Richtlinie „Lärm“ muss ein Unternehmer bei Beurteilungspegeln ab 80 dB (A) geeignete Gehörschutzmittel zur Verfügung stellen. Die Mitarbeiter haben den zur Verfügung gestellten Gehörschutz zu verwenden. Bereiche ab 85 dB (A) sind als Lärmbereiche zu kennzeichnen. Vergleichbar ist eine Lärmbelastung von über 85 dB (A) mit dem Geräuschpegel einer Hauptverkehrsstraße. Das Tragen von Gehörschutz ist Pflicht!

Maximale wöchentliche Lärmbelastung während Arbeit und Freizeit
Mit einem Lärmmessgerät kann der Umgebungslärm ermittelt werden.

Was bedeuten die Werte?

Hören Sie auf, den falschen Gehörschutz zu verwenden!

Bis 20 dB (A): Hörschwelle

20 – 50 dB (A): Angenehm

50 – 75 dB (A): Ungefährlich

80 dB (A): Unterer Auslösewert für 8-Stunden-Arbeitstag

85 dB (A): Oberer Auslösewert für 8-Stunden-Arbeitstag. Gehörschutz muss getragen werden. Arbeitsbereiche müssen als Lärmbereiche gekennzeichnet werden.

Ab 100 dB (A): Extrem laut! Kurze Aufenthalte können zu Hörschädigung und Ohrklingeln führen.

Ab 160 dB (A): Sofortige physische Schädigung.

Konsequent getragener Gehörschutz kann lärmbedingte Schädigungen des Gehörs verhindern, sofern der Gehörschutz während der gesamten Zeit der Lärmbelästigung getragen wird. Ein Anstieg des Lärms um 3 dB bedeutet eine Verdoppelung der Lärmenergie!

Beispiel: 20 Stunden Arbeit bei einem Lärmpegel von 88 dB (A) ergeben dieselbe schädliche Wirkung wie 10 Stunden Arbeit bei einem Lärmpegel von 91 dB (A).

Kleiner Schutz – große Wirkung

Den höchsten Dämmwert bietet der kleine Gehörschutzstöpsel mit der x-Prägung. Er reduziert den Umgebungslärm um 37 dB. Gleichzeitig ist eine exzellente Spracherkennung gewährleistet, sodass Gesprochenes dennoch gut hörbar ist.

Gehörschutzstöpsel mit x-Prägung
Ergonomisch, konisch geformte Einweg-Gehörschutzstöpsel für den Einsatz in extrem lärmbelasteter Umgebung. Die rosarote Version ist etwas schlanker und daher für schmale Gehörgänge geeignet.

So erkennen Sie die Dämmleistung eines Gehörschutzes

Für jeden Gehörschutz werden drei Werte angegeben. L (low) steht für die niedrigste Frequenz, M (middle) für die mittlere und H (high) für die höchste Frequenz. Der SNR-Wert ist der Mittelwert aus den drei Werten, im Fall des Gehörschutzstöpsels liegt dieser bei 37 dB. Das bedeutet, dass der Umgebungslärm um 37 dB reduziert wird.

Dämmleistung eines Gehörschutzes

Beispiel: Liegt der Umgebungslärm bei 110 dB, dann reduziert der Gehörschutzstöpsel den Lärm auf 73 dB.

So wird der Gehörschutzstöpsel richtig eingesetzt

Schritt 1: Rollen

Rollen Sie den Stöpsel mit leichtem Druck zwischen Ihren Fingern.

Schritt 2: Einführen

Greifen Sie mit dem Arm über den Kopf und ziehen Sie das Ohr etwas nach oben, damit der Gehörgang gerade wird. Führen Sie nun den Gehörschutzstöpsel ein.

Schritt 3: Festhalten

Halten Sie den Stöpsel mindestens fünf Sekunden fest bis er sich voll ausgedehnt hat. Wenn er von vorne nicht mehr sichtbar ist, dann sitzt der Gehörschutzstöpsel perfekt.

Alternative: Kapselgehörschutz

Kapselgehoerschutz
Kapselgehörschutz Basic

Bei Kapselgehörschützer handelt es sich um geschlossene kopfhörerähnliche, ohrumschließende Kapseln, die leicht und jederzeit angelegt und wieder abgenommen werden können. Im Gegensatz zu den Gehörschutzstöpseln, die über einen längeren Zeitraum im Ohr bleiben, wird der Kapselgehörschutz meist nur für kurzzeitigen Gebrauch bzw. wechselnde Lärmsituationen angewendet.

Der Vorteil ist, dass die Ohrmuschel von einer Hartkunststoffschale komplett umschlossen ist – ein spürbarer, geschlossener Schutz!

Selbst bei einfachen Ausführungen bietet der Kapselgehörschutz Basic mit SNR-Wert 29 dB guten Komfort: Die Berührungsstelle ist gepolstert und die Schale ist mit schall-dämmendem und polsterndem Schaumstoff ausgekleidet.

Kopfbügel: Kunststoff oder Edelstahl?

Jeder Bügel übt einen Druck auf den Kopf aus, den sogenannten Anpressdruck. Je geringer dieser Anpressdruck ist, desto komfortabler wird der Gehörschutz vom Träger empfunden. Ist der Komfort gut, steigt auch die Trageakzeptanz, d.h. die Bereitschaft des Betroffenen, Gehörschutz zu tragen.

Da Gehörschützer bei sehr unterschiedlichen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsbedingungen getragen werden, ist Kunststoff naturgemäß im Nachteil. Selbst hochwertigste Kunststoffe reagieren auf Änderung der Umgebungstemperaturen und Feuchtigkeit wesentlich heftiger, als zum Beispiel Edelstahl. Der Edelstahlbügel weist eine hohe Anpressdruckkonstanz bei Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen auf. Dadurch sind die Leistungswerte eines mit Edelstahlbügeln ausgerüsteten Gehörschützers für den professionellen Nutzer wesentlich besser kalkulierbar, da sie fast vollkommen konstant bleiben.

Faltbar und platzsparend: Kapselgehörschutz WNA 200/F

Der Kapselgehörschutz WNA 200/F weist eine gute Dämmleistung (SNR-Wert 32 dB) auf, ist gut sichtbar und lässt sich zusammenfalten für eine platzsparende Aufbewahrung:

Der Kapselgehörschutz WNA 200 bietet mit dem SNR-Wert 34 dB die höchstmögliche Dämmleistung und ist somit besonders bei starken Lärm geeignet:

Bei starkem Lärm geeignet: Kapselgehörschutz WNA 200

Die Vorteile der zwei Modelle sind, dass die Bügel teleskopierbar (ausziehbar) und damit in der Höhe verstellbar sind.

Tipps für richtiges Aufsetzen

Kalteis-Sigi

„Hörschäden sind schleichend, unsichtbar und insbesondere unheilbar. Der Beste Gehörschutz ist der, der konsequent getragen wird“, ist Würth PSA-Produktmanager Sigi Kalteis überzeugt.

Darum hat er Tipps für richtiges Aufsetzen des Kapselgehörschutzes zusammengefasst:

Schritt 1: Aufsetzen

Kapsel über die Ohren stülpen.

Schritt 2: Einstellen

Den Kopfbügel einstellen und dazu den Kopfbügel an seinen Befestigungspunkten nach oben oder unten schieben.

Schritt 3: Prüfen richtiger Sitz

Die Dichtungspolster müssen fest am Kopf sitzen. Das beste Ergebnis wird erzielt, wenn sich keine Haare unter dem Polster befinden. Die Dämmleistung wird durch Gegenstände wie dicke Brillenbügel und Hauben etc. deutlich verschlechtert, da diese verhindern, dass die Dichtungspolster fest am Kopf sitzen.

Achtung vor Überdämmung!

Die passende Dämmungscharakteristik für den Lärmarbeitsplatz ist wichtig, um vor allem Überdämmung zu vermeiden. Überdämmung liegt vor, wenn der Gehörschutz bedeutend besser dämmt, als es der Umgebungslärm erfordert. Der Träger wird so von der akustischen Umweltwahrnehmung isoliert, was bereits mittelfristig zu erheblichen Ermüdungserscheinungen, mangelhafter Konzentration und allen damit verbundenen negativen Nebeneffekten führt.

Smartphone-App

Gehörschutz-App für Smartphones

Mit der Gehörschutz-App für Smartphones steht ein Hilfsmittel zur Verfügung, das für die Gefahren einer zu hohen Lärmbelastung sensibilisiert. Die App hilft bei der Einschätzung von Lärmpegeln indem sie mit einen Klick die Lärmbelastung der Umgebung misst.

Ob der gefährliche Grenzwert von 85 dB überschritten ist, lässt sich im Anschluss einfach ablesen. Außerdem schlägt die App eine passende Gehörschutzlösung für den gemessenen Bereich vor.

Hier gelangen Sie zum Download der App.

2 Comments

  1. Bei meiner Arbeit kann es manchmal sehr laut werden. Ein guter Gehörschutz ist auf lange Sicht natürlich ein Muss. Gut zu wissen, welche Werte ich dabei berücksichtigen muss.

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