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Im schwäbisch-fränkischen Wald wurde eines der spannendsten Pilotprojekte der Energiewende umgesetzt: der Naturstromspeicher Gaildorf – ein kombiniertes Windkraftwerk mit dezentralem Wasserspeicher. Und ganz nebenbei ist es die höchste Windkraftanlage der Welt.
Höhenrausch
Ein Meilenstein und damit weltrekordverdächtig: In der Gemeinde Gaildorf nahe Stuttgart erheben bis zu 246,5 Meter hohe Windräder auf dem Höhenzug der Limpurger Berge. Niemals zuvor ist eine Anlage dieser Größe gebaut worden – für das Pilotprojekt zeichnet sich die Firmengruppe Max Bögl verantwortlich.
Fast Facts:
- Die Höhe der Windräder beträgt bis zu 246,5 Meter
- 3,4 Megawatt Leistung pro Windrad
- 70 Meter lange Rotorblätter
- genutzte 160.000 Kubikmeter Wasser im Aktiv- und Passivbecken zur Energiespeicherung
- Wasserspeicher mit bis zu 30 Meter Stauhöhe
Erst in großen Höhen ist die beste Windausbeute möglich: Durch jeden Meter Nabenhöhe steigt bei einem Windrad der jährliche Energieertrag um 0,5 bis 1 Prozent. Aus diesem Grund stehen die Windräder auf einem jeweils rund 40 Meter hohen Wasserbecken, wodurch nicht nur erneuerbare Energie erzeugt, sondern auch zwischengespeichert wird. Wie das funktioniert?
Bläst der Wind kräftig, kann unter normalen Umständen der Überschuss an Strom, der gerade nicht im öffentlichen Netz gebraucht wird, auch nicht auf Vorrat gelegt werden –zumeist schalten die Windkrafträder dann ab. In Gaildorf wird mithilfe der überschüssigen Energie Wasser vom Tal auf den Berg hinaufgepumpt und dort in Becken gesammelt. Der Clou: bei Flaute fließt es wieder ab und treibt die Turbinen im Pumpspeicherwerk an.
Wenn wir dann Strom im Netz benötigen, lassen wir das Wasser ins Tal ab und gewinnen durch Turbinen die darin enthaltene Energie.
Johannes Kaltner, Projektleiter Projekt Naturstromspeicher Gaildorf
Energiewende
Innerhalb von nur 30 Sekunden wechselt das Flexibilitätskraftwerk zwischen Produktion und Speicher. Damit erzeugt der Windpark verlässlich und planbar Strom.
Die Firmengruppe nennt dieses Zusammenwirken „Wasserbatterie“. Durch ein zwischengeschaltetes Pumpspeicherhaus und Druckrohrleitungen in beide Richtungen liefern drei Turbinen im Tal eine Leistung von bis zu 16 Megawatt. Die elektrische Speicherkapazität des Kraftwerks ist auf insgesamt 70 Megawattstunden ausgelegt.
Würth als starker Partner
Eine derartige Anlage in einem Wald zu errichten ist technisch und zugleich auch logistisch eine Herausforderung. „Stellen Sie mal drei 70 Meter lange Rotorblätter mitten im Wald ab“, meint der Projektleiter augenzwinkernd. „Und das ohne kompletten Kahlschlag – je weniger Spuren die Baustelle in der Natur hinterlässt, desto besser“. Für die Firmengruppe Max Bögl liegen die größten Hindernisse darin, erneuerbare Energien flexibel abrufbar zu machen. Genau dies konnte mit dem Projekt realisiert werden, sodass die ganze Welt auf die schwäbisch-fränkische Windenergie schaut.
Die Partnerschaft mit Würth hält der Bauleiter Kaltner bei der Umsetzung solcher Großprojekte für eine wichtige Basis. „Würth ist ein sehr leistungsstarker und kompetenter Partner, durch den immer alle Materialien zuverlässig vor Ort sind – ganz gleich, wo wir sind.“
Wir sind besonders stolz, bei diesem Rekordprojekt eine so wichtige Rolle einzunehmen und mit unseren Produkten einen weiteren Beitrag zur Energiewende zu leisten.