Wie funktioniert Kalibrierung in der Praxis?

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Im Webinar „Kalibrierung von LKW-Fahrerassistenzsystemen“ diskutierten Experten über die Vorteile, Nutzen und Risiken der Kalibrierung. Es wurde über die Haftung informiert und vor den Gefahren von Billigprodukten gewarnt. Diagnosetechnik-Spezialist Manuel Kieninger erklärt in diesem Beitrag, wie der Kalibrierungsvorgang in der Praxis abläuft, welche Kalibrierarten es gibt und welche Geräte dafür verwendet werden.

Das Interview führte Andreas W. Dick und erschien im Fachmagazin „Der österreichische Transporteur“.

Herr Kieninger, die Kalibrierung von Lkw-Fahrerassistenzsystemen ist vor allem für Transporteure mit eigener Werkstatt ein interessantes Thema. Wie kann man sich das Kalibriersystem praktisch vorstellen?

Kieninger: Grundsätzlich wird das Kalibriersystem zur geometrischen Fahrachse, die immer die Fahrtrichtung vorgibt – das ist die hintere -, zum Fahrzeug ausgerichtet. Das ist das Fundament einer korrekten Kalibrierung.

Welcher Zeitaufwand ist dafür zu veranschlagen und welche Instrumente und Werkzeuge sind dafür notwendig?

Das dauert nicht lange, dieser Prozess kann mit etwas Übung in nur wenigen Minuten durchgeführt werden. Es kommen Radaufnehmer, Laser, Abstands- sowie Höhenmessgeräte, Kalibriertafeln und ein mobiler Fahrwagen zum Einsatz.

Was ist bei der zum Einsatz kommenden Software zu beachten?

Ausgeführt werden Kalibrierungen von Fahrerassistenzsystemen mit einem Diagnosegerät bzw. mit einer Diagnose Software. Wir unterscheiden zwischen einer „statischen“ und einer „dynamischen“ Kalibrierung. Mit unserer Software sind beide Varianten möglich.

Nach welchen Vorgaben wird hier gearbeitet?

Die Kalibrierart entscheidet immer der Fahrzeug- bzw. Kamera Hersteller. Eine Übersicht dazu stellen wir unseren Kunden in der W.EASY Mehrmarken Diagnose Software zur Verfügung. Bei einer „statischen“ Kalibrierung kommen Kalibriersysteme wie unseres zum Einsatz.

Wie läuft das bei der von Ihnen erwähnten „dynamischen“ Kalibrierung ab?

Bei der „dynamischen“ Kalibrierung wird eine sogenannte „Kalibrierfahrt“ mit der Diagnosesoftware angestoßen und das Fahrzeug kalibriert sich mehr oder weniger unter der Fahrt von selbst. Zu beachten sind hier dabei aber spezielle Wetterverhältnisse wie Schnee oder Regen sowie optimale Fahrbahnverhältnisse.

Was ist dabei jeweils besonders zu beachten?

Wichtig ist, dass man sich in beiden Fällen an die Herstellervorgaben hält. Alle Maße und Angaben, die in der Diagnose Software vorgegeben werden, müssen penibel eingehalten werden. Dabei spielen die Höhen und Abstände der Fahrzeuge zum Kalibriertool eine sehr wesentliche Rolle.

Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?

Passen beispielsweise Höhe und Abstand zu Kamera oder Radarkopf nicht, so kann die „statische“ Kalibrierung nicht erfolgreich durchgeführt werden.

Wie ist das ADAS System zu verwenden und wofür steht die Abkürzung?

ADAS steht für Advanced Driver Assistance Systems, das ist der englische Fachbegriff für Fahrerassistenzsysteme. Wie vorhin erwähnt, müssen Kalibriervorgänge im Grunde immer von einer Diagnose Software durchgeführt werden. Das dient einerseits der richtigen Ausführung, andererseits aber auch der Dokumentation. Der Nachweis über eine erfolgreiche Kalibrierung ist sehr wichtig.

Braucht es dafür spezielle Kenntnisse oder eine weiterführende Ausbildung neben der normalen Einschulung auf das Produkt?

Nein, die Software ist sehr anwenderfreundlich und gibt alle Schritte vor, die mit dem Kalibiersystem auszuführen sind. Wir empfehlen vor der Kalibrierung, den Fehlerspeicher auszulesen, um etwaige Unklarheiten im Nachhinein zu vermeiden.

Ist das Kalibriersystem mit anderen Diagnose-Tools kompatibel?

Unser ADAS Kalibriersystem ist zu 100 Prozent mit der W.EASY Mehrmarken Diagnose unseres Tochterunternehmens WABCOWÜRTH kompatibel. Diese Kombination bietet den Kunden ein Höchstmaß an Sicherheit, da wir in beiden Fällen herstellerkonform entwickeln und arbeiten. Da die Fahrzeug-Hersteller unterschiedliche Kalibriertafeln mit Muster vorgeben, bieten wir diese natürlich je nach Kundenwunsch dazu an.

Was ist beim Einsatz eines Kalibriersystems in der eigenen Werkstatt zu beachten?

Es sind einige Punkte wesentlich, damit alles einwandfrei funktionieren kann. Das betrifft beispielsweise  die Untergrundebene, den zur Verfügung stehenden Platz und den Lichteinfall. Deswegen ist eine Beratung durch unsere Produktexperten vor Ort sehr wichtig, um alle Faktoren abklären und berücksichtigen zu können. Da wir hier nicht nur den Vertrieb durchführen, sondern auch gleichzeitig Entwickler von Hard und Software sind, können wir schnell und flexibel auf Kundenwünsche eingehen. Selbstverständlich bieten wir unseren Kunden beim Kauf eines ADAS Kalibriertools eine ausführliche Einschulung und stehen bei der Inbetriebnahme mit Rat und Tat zur Seite.

Sie haben weiterführende Fragen an Manuel Kieninger? Schicken Sie ihm hier Ihre Anfrage!

Video-Tipp: Die Online-Diskussionsrunde „Kalibrierung von LKW-Fahrerassistenzsystemen“ wurde aufgezeichnet und steht Ihnen als Video zum Nachsehen zur Verfügung:

>> Zur Video-Aufzeichnung

Würth Spezialist Manuel Kieninger ist im Bereich der Diagnosetechnik tätig.

Dieser Beitrag ist zuerst im Fachmagazin „Der österreichische Transporteur“ erschienen. Wir bedanken uns für das zur Verfügung gestellte Interview sehr herzlich.

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