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Ein letzter Check von Mikrofon und Kamera und dann ertönt es auch schon aus dem Technikraum: „ACHTUNG! Wir sind live in 3 – 2 – 1!“. Schon geht es los, das Webinar startet und wird live an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor den Bildschirmen übertragen. Vor laufender Kamera diskutierten drei Experten unter der Moderation von Marco Dittrich, Herausgeber der LKW-Fachmagazins „Der Österreichische Transporteur“ über das Thema Kalibrierung von LKW-Fahrerassistenzsystemen aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Die Experten für LKW-Fahrerassistenzsysteme
Drei Spezialisten waren zur Online-Diskussionsrunde eingeladen: Der Rechts-Experte Dr. Dominik Schärmer gab rechtliche Hinweise und warnte vor allem vor der Haftung in Falle einer unsachgemäßen Kalibrierung. Der internationale Vertriebsleiter vom KFZ-Glas Hersteller Saint-Gobain Autover Österreich GmbH Thomas Hermanky wies u.a. auf die Relevanz der Einhaltung der Herstellervorgaben hin. Florian Andrä, Bezirksleiter für Investitionsgüter, vertrat Würth bei der Diskussion und brachte sein Fachwissen über Kalibriersysteme und den Kalibriervorgang mit ein.
Qualität klar vor Billigprodukten
„Die Scheibe ist ein wesentlicher, sicherheitsrelevanter Bauteil. Sie beherbergt Kameras und Sensorik-Systeme, die für die korrekte Funktion vieler Fahrerassistenzsysteme verantwortlich sind“, klärt Thomas Hermanky auf. Damit diese exakt funktionieren können, ist eine hohe Glasqualität Voraussetzung, da diese u.a. die optische Genauigkeit beeinflusst. Die Kamera muss Signale aus bis zu 600 Metern Entfernung erkennen können, das spielt sich im Milli-Dioptrien Bereich ab. Diese Genauigkeit ist nur bei hochwertigen Materialien gegeben.
„Die Gefahr bei Billigprodukten liegt darin, dass sie von Werkstattbetreibern oft nur schwer erkennbar sind. Doch diese Produkte sind weit entfernt von den Vorgaben der Hersteller und können die Qualitätskriterien bei weitem nicht einhalten. Wenn es schon beim Produkt an den Voraussetzungen scheitert, kann am Ende der Montage keine erfolgreiche Kalibrierung stattfinden.“, warnt Hermanky.
Kalibrierung als Ertragsbringer
Im Versicherungsfall wird sämtlicher Reparaturaufwand der für eine Wiederherstellung erforderlich ist bezahlt, auch die Kalibrierung. Wichtig ist es im Zuge der Abrechnung die Herstellervorgaben zu beachten und den Aufwand dementsprechend mit der Versicherung abzurechnen. Florian Andrä stellt diese Erstattung mit den Kosten für ein Kalibriersystem gegenüber: „Versicherungen zahlen für die Kalibrierung zwischen 100 und 300 Euro, die erforderlichen Werkzeuge kosten im Leasing zwischen 300 bis 500 Euro pro Monat. Nach der zweiten oder dritten Kalibrierung kann sich das System für den Werkstattbetreiber also bereits rechnen“.
Ein wesentlicher Punkt ist die genaue Dokumentation der Leistungen. Diese wird nicht nur bei der Versicherung eingereicht, sondern dient auch zur Vorlage beim Endkunden. Weiters wird eine durchgängige Dokumentation der geleisteten Arbeitsschritte empfohlen, um im Notfall bei einem Schadensfall oder einer Reklamation nach einer durchgeführten Kalibrierung gerüstet zu sein.
Risiko der Haftung
Als Rechtsexperte weiß Dr. Dominik Schärmer: „Der Werkstättenbetreiber hat, falls eine Kalibrierung erforderlich ist, für deren ordnungsgemäße Durchführung zu sorgen. Tritt danach ein Schaden auf, der auf ein Fahrerassistenzsystem zurückzuführen ist, haftet er dafür und ist in der Schadenersatzpflicht.“
Der Kalibriervorgang sollte ausschließlich durch geschultes Personal, das die jeweiligen Herstellerangaben und die Abläufe der Kalibrierung kennt, vorgenommen werden. Dabei sollte beachtet werden, dass die richtige Ausrüstung und die dafür bestimmten Werkzeuge, die dem Stand der Technik entsprechen, verwendet werden. Sein Fazit: „Eine Werkstatt ohne Kalibrierungssysteme und ohne geschultes Personal in diesem Bereich hat es am Markt zukünftig schwer! Die Kalibrierung ist ein wesentlicher sicherheitsrelevanter Aspekt und muss daher durchgeführt werden – ohne sie kann man derartige sicherheitsrelevante Arbeiten nicht mehr ausführen.“
Die wichtigsten Empfehlungen der Experten zusammengefasst:
- Führen Sie eine Eingangsdiagnose und Fehlersuche durch, um bereits bestehende Schäden am Fahrzeug zu erkennen.
- Dokumentieren Sie gewissenhaft.
- Verwenden Sie qualitativ hochwertige Materialien: Sowohl bei den Bauteilen, der Scheibe, dem Kleber und den Kalibriersystemen.
- Lassen Sie die Kalibrierung nur von geschulten Mitarbeitern durchführen und sorgen Sie für deren Weiterbildung in diesem Bereich.
- Halten Sie stets die Herstellervorgaben ein.
- Reichen Sie die Kosten für Kalibrierung und Diagnose bei der Versicherung ein.
- Schaffen Sie Bewusstsein und Verständnis beim Endkunden, denn durch die Kalibrierung entsteht eine zusätzliche Leistung
- Nehmen Sie vor der Anschaffung der notwendigen Systeme eine Beratung in Anspruch. Dabei werden Ihre Anforderungen, Platzverhältnisse, Lichtverhältnisse, etc. berücksichtigt, um optimale Voraussetzungen für den Kalibrierungsvorgang zu schaffen.
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