Sie und Ihre Mitarbeiter wollen beruflich hoch hinaus? Das Arbeiten in schwindelerregenden Höhen gehört zu Ihrem Alltag? Dann liegt es in Ihrer Verantwortung, für die richtige Absturzsicherung zu sorgen, um Sie und Ihr Team vor der Gefahr eines Absturzes zu schützen. Worauf Sie dabei achten sollten, hat Siegfried Kalteis, unser Produktmanager für Persönliche Schutzausrüstung (PSA), Fallschutz und Absturzsicherung zusammengefasst.
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Eine individuelle Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz sollte jeder besitzen, der regelmäßig in der Höhe arbeitet. Das gilt nicht nur für Dacharbeiter oder Industriekletterer, sondern auch für Techniker, die regelmäßig in absturzgefährdeten Bereichen arbeiten. Zuverlässigen Schutz bietet die Absturzsicherung aber nur, wenn sie auf den Nutzer und den Einsatzbereich zugeschnitten ist.
1. Der Auffanggurt gibt Halt, wenn’s drauf ankommt
Der Auffanggurt ist die „persönlichste“ Komponente der Absturzsicherung. Er wird gemäß EN 361:2002 geprüft und sollte immer dabei sein, wenn Menschen in gefährlicher Höhe arbeiten. Beim Auffanggurt handelt es sich aber nicht um ein Standardprodukt: Er wird im Idealfall nach den körperlichen Anforderungen seines Trägers ausgewählt, also nach Gewicht, Größe und Statur.
Die für das permanente Hängen ausgelegten Gurte von Industriekletterern sind dabei etwas anders aufgebaut als Modelle für Dachdecker, die mit ihrem Gurt über den ganzen Tag hinweg auf den Beinen sind und nur im Ernstfall im Gurt hängen sollten, nämlich nach einem Sturz. Grundsätzlich ist eine hochwertige Polsterung an den Schulterriemen ein guter Weg den Komfort zu erhöhen. Bei der Auswahl sollte zudem darauf geachtet werden, dass der Auffanggurt gut passt und beispielsweise die Schulterriemen nicht am Hals einschneiden. Die Passform ist aber auch im Ernstfall sehr wichtig – kommt es zu einem Sturz, sollten die stark belasteten Beingurte gut sitzen und nicht übermäßig einschneiden.
2. Die richtige Verbindung
Zu einer vollständigen Absturzsicherung gehört auch das sogenannte Verbindungsmittel. Es handelt sich dabei einfach formuliert um das Seil, mit dem der Mitarbeiter eine Verbindung zwischen dem Auffanggurt an seinem Körper und dem jeweiligen Anschlagpunkt herstellt. Es ist entweder ein flexibles Seil bzw. Gurtband (gemäß DIN EN 354 / DIN EN 355) oder ein Höhensicherungsgerät (gemäß DIN EN 360).
Typische Verbindungsmittel basieren auf einem robusten Kernmantelseil, das in Kombination mit einem Bandfalldämpfer verwendet wird. Dieser Dämpfer reduziert die bei einem Sturz auftretenden Kräfte, verlängert allerdings die Sturztiefe ein wenig. Die muss bei der Bedienung des Seilkürzers beachtet werden. Ohnehin ist die Länge des Verbindungsmittels ein wichtiger Faktor. Wer sich bei der Arbeit nicht weit von seinem Anschlagpunkt entfernt, der benötigt natürlich auch kein 20 Meter langes Verbindungsmittel. Dies mit sich zu tragen wäre eher hinderlich – außerdem wird der Seilüberschuss leicht zur Stolperfalle.
Komfortabler sind Höhensicherungsgeräte, die ähnlich wie der Mechanismus eines Autogurts funktionieren. Sie halten das Seil oder den Gurt (je nach Höhensicherungsgerät) immer auf der optimalen Länge. Außerdem sind sie mit einer integrierten Dämpfung ausgestattet. Höhensicherungsgeräte sind allerdings nur bei Über-dem-Kopf-montieren-Anschlagpunkten zu empfehlen, außer der Hersteller weist explizit auf die Möglichkeit des horizontalen Einsatzes hin!
3. Zuverlässiger Kopfschutz
Es liegt auf der Hand: Zu einer vollständigen Ausrüstung für gefährliche Höhenarbeiten gehört auch ein zuverlässiger Kopfschutz. Ganz wichtig zu beachten ist, dass sich für die Absturzsicherung nur Helme mit Kinnriemen eignen, die bei einem Sturz nicht vom Kopf fallen können. In den Fällen, bei denen im Sturzfall bzw. während des Auffangvorgangs die Gefahr des Anschlagens mit dem Kopf an Teilen der Umgebung besteht, wird empfohlen, Schutzhelme mit Gabelkinnriemen aus dem Bergsport zu verwenden, die zusätzlich auch die Anforderungen nach DIN EN 397 erfüllen.
4. Gut gepflegt hält besser
Wer den richtigen Gurt für sich bzw. seine Mitarbeiter gefunden hat, der möchte ihn natürlich möglichst lange im Einsatz behalten. Bei Auffanggurten, Verbindungsmitteln und vielen weiteren Ausrüstungsbestandteilen ist die jährliche Sichtprüfung auch vorgeschrieben, damit sie vom Arbeitsinspektorat anerkannt werden. Art und Häufigkeit der Kontrollen sind dabei festgelegt: Die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz muss laut der verbindlichen PSA Schutzverordnung der PSA-V erfolgen. Mindestens einmal im Jahr muss diese Ausrüstung von einem Sachkundigen auf ihre Funktionsfähigkeit hin geprüft werden.
Die Ergebnisse der Prüfungen sind im mitgelieferten Prüfbuch festzuhalten. Das Prüfprotokoll muss beinhalten:
- Prüfdatum
- Name und Anschrift des Prüfers, Bezeichnung der Prüfstelle
- Unterschrift des Prüfers
- Ergebnis der Prüfung
- Angaben über die der Prüfung zu Grunde gelegten Prüfinhalte
- Die Prüfbefunde sind vom Arbeitgeber bis zum Ausscheiden der persönlichen Schutzausrüstung aufzubewahren.
Tipp: Fallschutz-Überprüfung in jedem Würth Shop
In über 75 Shops können Sie Ihren Fallschutz jederzeit von den Würth Fallschutzexperten überprüfen lassen. Ausgebildete Mitarbeiter prüfen Ihr Fallschutzset auf Tauglichkeit und Sie erfahren, ob Ihre Schutzausrüstung noch funktionstüchtig ist oder Gefahren für Sie und Ihre Mitarbeiter birgt.
Die Fallschutz-Experten überprüfen Ihre Schutzausrüstung auf:
- etwaige Verschleißerscheinungen (z.B. Einrisse, Rost oder Schnitte)
- Schäden durch gefährliche chemische Einwirkungen (z.B. Säuren, Laugen)
- Korrekte Kennzeichnung der jeweiligen Schutzausrüstungsgegenstände
- Funktion der Verschlüsse und Karabiner
Hier finden Sie den Würth Shop in Ihrer Nähe. Den Prüfbericht mit Ihren Prüfungsergebnissen erhalten Sie selbstverständlich ausgedruckt dazu bzw. wird er neu seit März 2023 automatisch in ihrem ORSY-Online abgespeichert.
Unabhängig von der jährlichen Wartung sollte der Auffanggurt vor jedem Anlegen kurz auf Verschleißerscheinungen wie Risse, Rost oder Schäden an den Nähten überprüft werden – auch das ist gemäß AUVA Vorschrift und steigert nicht nur die Lebensdauer des Gurtes bzw. des Verbindungsmittels, sondern kann im Ernstfall Leben retten.
Mehr dazu finden Sie in der Broschüre „Fallschutzset-Überprüfung“:
Sie möchten wissen, wo Sie die Prüfprotokolle der Fallschutzüberprüfungen finden? In diesem Video erfahren Sie alles zu diesem Thema:
5. Reparatur ausgeschlossen!
Finden sich bei der Sichtung der Schutzausrüstung Risse oder sind Nähte aufgegangen, hilft kein Flickzeug. Der Gurt oder das Verbindungsmittel muss in jedem Fall ausgetauscht werden.
Doch auch andere Faktoren können Grund für eine Ausmusterung sein. Wird der Auffanggurt etwa mit einem wasserfesten Marker beschriftet, um den Eigentümer kenntlich zu machen, darf die Ausrüstung dadurch gegebenenfalls schon nicht mehr verwendet werden. Denn die Lösungsmittel in der Farbe können die Chemiefasern des Gurtes angreifen und zersetzen.
Profi-Tipp:
Das Etikett zum Markieren bzw. Beschriften ist bei allen Würth Auffanggurten mit Klettverschlussband oder anderweitig geschützt. Dadurch können die Gurte allen Anwendern zugewiesen werden und die Funktion ist nicht beeinträchtigt!
Wie gut die PSA auch gepflegt wurde, nach maximal acht Jahren (ab ausgewiesenem Herstellungsdatum) muss der Auffanggurt durch einen neuen ersetzt werden. Selbst unbenutzte Gurte haben ihre Lebensdauer dann ausgeschöpft. Bei Verbindungsmitteln ist sogar schon nach sechs Jahren Schluss. Seile unterliegen zudem einer stärkeren Beanspruchung als Gurte. Zu beachten ist im Besonderen, dass Seile nicht verknotet werden und keinen chemischen Flüssigkeiten ausgesetzt werden dürfen, die den Kern schädigen könnten. Natürlich darf das Seil nicht zweckentfremdet werden, z.B. zum Heben von Lasten o.Ä.
Die richtige Pflege
Die AUVA empfiehlt, um einem vorzeitigen Verschleiß entgegenzuwirken, Auffanggurte und die dazugehörigen Verbindungsmittel trocken, frei hängend und nicht im direkten Sonnenlicht lagern. Ein Rucksack, Transporttasche oder Seilsack bietet Schutz vor UV-Strahlung und sonstigen schädlichen Einflüssen. Noch besser ist die Lagerung in einem Schrank, in dem Gurt und Verbindungsmittel aufgehängt werden können.
Verschmutzungen sind durch schonendes mechanisches Reinigen, allenfalls unter Zuhilfenahme von Wasser und Seife (keine Drahtbürsten oder sonstige harte, spitze oder scharfe Gegenstände) zu entfernen. Chemisches Reinigen ist verboten. Nach der Reinigung sind die Ausrüstungsgegenstände an der Luft (nicht in der Sonne) gut durchtrocknen zu lassen (ohne Hitzeeinwirkung). Metallteile sind trocken zu wischen.
Profi-Tipp:
Eine Gesamtnutzungsdauer von max. 10 Jahren ist dann möglich, wenn die Produkte einem (1) Benutzer zugeordnet sind, der diese nicht übermäßig einsetzt, stets sorgfältig behandelt und die gesamte Nutzungshistorie des Produktes kennt. Dazu kann bei Würth Gurten auf dem per Klettverschluss geschützten Etikett den Besitzer, das Kauf- und das Erstbenutzungsdatum eingetragen werden. Wichtig ist auch die lückenlos dokumentierte jährliche sachkundige Prüfung.
Bei meinem Papa in der Dachdeckerei steht Sicherheit auch an erster Stelle. Ich wusste nicht, dass Auffanggurte nach einer Norm, der EN 361:2002, angefertigt werden. Ich werde mal meinen Papa nach seinem Auffanggurt fragen, wenn die Modelle für Dachdecke anders sind, möchte ich das mal sehen.
Mein Mann braucht auch eine Absturzsicherung. Gut zu lesen, dass die richtige Verbindung auch sehr entscheidend ist. Ich werde ihm den Beitrag zeigen.
Alternativ könnte auch ein Fallschutznetz angebracht werden. Das ist aber vermutlich nur dann nötig, wenn man bei der Arbeit keine Gurte gebrauchen kann. Ich weiß auch nicht wie lange es dauert um ein Fallschutznetz zu montieren.
Mein Mann ist Dachdecker. Auch er trägt bei besonderen Dächern neben dem Gerüst einen Auffanggurt. Gut, dass dieser nach einer Norm hergestellt werden muss.
Wir werden Dachrenovierung haben und ich interessiere mich über die Absturzsicherung während der Dacharbeit. Ich suche nach den Ratschlägen, die mir sagen können, was zu beachten. Ich habe diesen Artikel mit den guten Tipps gefunden, z. B. der Auffanggurt im Idealfall nach den körperlichen Anforderungen seines Trägers ausgewählt sein muss, also nach Gewicht, Größe und Statur. Bevor diesen Artikel wusste ich nicht, dass zu einer vollständigen Ausrüstung für gefährliche Höhenarbeiten auch ein zuverlässiger Kopfschutz gehört. Ich bin für diesen Artikel dankbar, weil ich jetzt weiß, was zu beachten und welche Schutzgeräte zu haben, um Dacharbeit ohne Unfälle zu erledigen.